Traditionelle Bierdusche: Vom Azubi zum Brauer und Mälzer

Drei Jahre lang haben sie sich mit Rohstoffen auseinandergesetzt, ihre sensorischen Fähigkeiten geschult, sich mit Mikrobiologie, Biochemie und Analytik beschäftigt und sich verfahrenstechnologisches Know-how angeeignet. Nun sind Jonas Schütz, Fabian Pietsch und Maximilian Weinmann ausgebildete Brauer und Mälzer. Zum Abschluss ihrer Ausbildung bei der Kulmbacher Brauerei erwartete die drei jungen Männer im Kulmbacher Mönchshof ein ursprünglich historisches Ritual: die Brauertaufe.

Mit ihrem selbst eingebrauten Bier werden Jonas Schütz, Fabian Pietsch und Maximilian Weinmann (v. l. n. r.) zum Brauer- und Mälzergesellen "getauft". Ausbilder Alexander Stallforth und Luca Frank von der Kulmbacher Brauerei pflegen das ursprünglich historische Ritual nur allzu gern.

Vor der Bierdusche müssen sich Maximilian Weinmann, Jonas Schütz und Fabian Pietsch (von links) im Maßkrug stemmen messen.

Geschicklichkeit und Konzentration sind beim Fassrollen durch einen Hindernisparcours im Kulmbacher Mönchshof gefragt.

Wer schafft es am schnellsten, einen Zapfhahn zusammenzubauen? Jonas Schütz, Maximilian Weinmann und Fabian Píetsch haben‘s nach ihrer Ausbildung in der Kulmbacher Brauerei drauf.

Die Brauertaufe der Kulmbacher Brauerei ist für Fabian Pietsch, Maximilian Weinmann und Jonas Schütz (sitzend von links) der krönende Abschluss der Ausbildung zum Brauer und Mälzer. Mit ihnen freuen sich (v. l. n. r.): Luca Frank, Ausbildungsleiterin Verena Ramming, Personalchef Florian Kirchner, Finanz- und Technik-Vorstand Mathias Keil und der verantwortliche Ausbilder sowie Teamleiter Labor Alexander Stallforth.

Lesen Sie ein Interview mit Jonas Schütz, Maximilian Weinmann und Fabian Pietsch zu ihrer Berufswahl, ihrer Ausbildung bei der Kulmbacher Brauerei und ihren Zukunftsplänen.

„Das wird ein lustiger Tag!“, ist Fabian Pietsch aus Neuenmarkt überzeugt. Der 22-Jährige freut sich darauf, seinen Gesellensud mit Ausbildern, Brauerkollegen, Familie und Freunden zu verkosten. Und auf die traditionelle Dusche mit dem von ihm kreierten und selbstständig eingebrauten Bier. „Nach bestandener Prüfung ist das der krönende Abschluss unserer Ausbildung“, ergänzt der gleichaltrige Kulmbacher Jonas Schütz. Und auch für den 19-jährigen Maximilian Weinmann aus Schwand ist dieses Ereignis ein besonderes: „Die Ausbildung war einfach eine schöne Zeit und es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man dann den Gesellenbrief in der Hand hat.“

Reifeprüfung der etwas anderen Art
In drei speziellen Disziplinen müssen sich die drei bei der Abschlussfeier der Kulmbacher Brauerei messen. Aufgabe eins: Maßkrug stemmen. Die zweieinhalb Kilogramm mit ausgestrecktem Arm auf Schulterhöhe zu halten, fühlt sich schon nach kurzer Zeit bleischwer an. Hier zählen ein starker Wille und ein kräftiger Bizeps. Maximilian, Jonas und Fabian beißen die Zähne zusammen. Schließlich trotzt Jonas der Schwerkraft am längsten.

Bei der zweiten Disziplin sind Geschick und Koordination gefragt. Die angehenden Brauer und Mälzer müssen Fässer durch einen Hindernisparcours rollen. Maximilian bewältigt diese Aufgabe souverän. Auch beim Zusammenbauen von Zapfhähnen beweist der 19-Jährige den längsten Geduldsfaden.

Historischer Brauch: die Biertaufe
Dann kommt der Moment, den alle Beteiligten gespannt erwarten. Nacheinander steigen Maximilian, Jonas und Fabian in den silberfarbenen, festlich geschmückten Metallbottich. In einem fast schon andächtigen Moment spricht Ausbilder Alexander Stallforth, seines Zeichens Teamleiter im Labor der Kulmbacher Brauerei, den traditionellen Taufspruch. Schon ergießt sich ein Schwall des jeweiligen Gesellensuds über die drei. Unter begeistertem Gejohle und Applaus der Gäste sind sie endgültig in den Stand der Brauer und Mälzer aufgenommen.

„Mit eurer Ausbildung habt ihr eine gute und solide Basis gelegt, auf die ihr in unterschiedler Weise aufbauen könnt“, sagt Mathias Keil. Der Vorstand Finanzen und Technik der Kulmbacher Brauerei motiviert Fabian, Maximilian und Jonas: „Bleibt am Ball, entwickelt euch weiter! Die Braubranche bietet interessierten und leistungsorientierten Mitarbeiter vielfältige Möglichkeiten.“ Keil muss es wissen. Der Diplom-Brauingenieur ist auch Vizepräsident des Deutschen Brauerbundes.

Begeisterndes und leidenschaftliches Kulturgut
„Mich fasziniert an unserem Beruf, dass man mit nur vier Rohstoffen und dem Einsatz von viel Wissen und moderner Technologie ein so vielfältiges Produkt herstellen kann“, erklärt Maximilian die Begeisterung für seinen Beruf. Der 19-jährige hatte sich nach einem Schülerpraktikum und auf Empfehlung aus seinem Bekanntenkreis für eine Ausbildung bei der Kulmbacher Brauerei entschieden. Seinem 22-jährigen Mitstreiter Jonas begeistert vor allem der gesellschaftliche Aspekt seines Jobs: „Mir gefällt es, wenn die Leute auf Festen mit Bier anstoßen, ihnen das Produkt schmeckt, an dem ich beteiligt bin, und sie einfach eine gute Zeit haben.“ Fabian hat hingegen die Leidenschaft für die naturwissenschaftlichen Fächer wie Biologie, Chemie und Mathematik auf das Berufsbild des Brauers und Mälzers gebracht: „Ich stand vor der Wahl zwischen Studium und Ausbildung“, sagt der 22-Jährige. „Mir hat dann die Vorstellung gefallen, die Naturwissenschaften in der Praxis anzuwenden und künftig ein Produkt zu kreieren, das für Genuss steht.“

Fast vergessen sind die erschwerten Bedingungen, unter denen die drei jungen Männer ihre Ausbildung begonnen haben. Personalchef Florian Kirchner erinnert an das Azubiseminar, das aufgrund der Coronapandemie virtuell stattfinden musste: „Eure Ausbildung hat in einer schwierigen Zeit begonnen. Gemeinsam haben wir für diese Situation Lösungen gefunden und das Beste daraus gemacht. Jetzt freuen wir uns mit euch über eure durchweg guten Ergebnisse“, gratuliert Kirchner.

Drei Azubis – drei unterschiedliche Biere
Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aus der Ausbildung zum Brauer und Mälzer haben Maximilian, Fabian und Jonas zum Abschluss mit ihrem eigenen Gesellensud beweisen müssen. Maximilian hat sich für ein Festbier entschieden: bernsteinfarben und süffig soll es sein, mit einer leichten Bittere und einer guten Malznote. „Ich wollte ein klassisches Bier entwickeln, das möglichst vielen Leuten schmeckt“.

Fabian hat eine neue Hopfensorte zu seinem Bier inspiriert: „Als Brauer achte ich beim Hopfen sowohl auf die Aromatik als auch auf die Bitterstoffe. Auch die Klimaverträglichkeit oder Schädlingsempfindlichkeit spielen eine Rolle. Der Tango-Hopfen erfüllt alle Kriterien. Ich habe ein Bier mit diesem Hopfen verkostet, fand es gut und wusste, dass ich damit mein eigenes Bier kreieren will.“ Sein Helles sollte nicht allzu herb sein, schlank und erfrischend schmecken – ein Bier, das er im Sommer mit seinen Freunden genießen kann.

Pils-Liebhaber Jonas wusste schon zu Beginn seiner Ausbildung, dass sein Gesellensud ein Pils sein muss: „Pils ist die Königsdisziplin beim Brauen. Hier kommt es auf handwerkliches Geschick und Können an. Ein kleiner Fehler reicht und das Bier schmeckt unangenehm bitter, buttrig oder brotartig.“ Für seinen hellen, gelbgoldenen Gesellensud musste er das richtige Maß finden: nicht zu fruchtig, aber auch angenehm herb. 

Ob das geklappt hat? Das entscheidet bei der Brauertaufe eine strenge Jury aus Familie und Freunden, Ausbildern und Kollegen der Kulmbacher Brauerei. „Unsere Braumeister sind die schärfsten Kritiker. Sie sind das Zünglein an der Waage“, lacht der 22-jährige Fabian.

Mit Bravour bestanden!
„Die fertigen Biere sind echt klasse gelungen. Jonas, Fabian und Maximilian haben das souverän eingebraut“, lobt Alexander Stallforth seine Schützlinge. „Es hat sehr viel Spaß gemacht, die drei während der Ausbildung zu begleiten, weil sie mit so viel Leidenschaft und Engagement dabei sind.“ Stolz und mit den besten Wünschen schickt er seine ehemaligen Azubis auf ihren weiteren Berufsweg. Für Jonas Schütz geht es im Herbst mit einem Studium weiter. Auch für Fabian Pietsch ist das eine Option. Er möchte allerdings erst einmal in der Abfüllung der Kulmbacher Brauerei einige Berufserfahrung sammeln. Auch Maximilian Weinmann bleibt seinem Ausbildungsbetrieb treu. Er startet seine Karriere als Brauer in der Fassabfüllung.

Mit ihrer erfolgreichen Ausbildung sowie ihrer Begeisterung und Leidenschaft steht den drei Jungbrauern künftig die Welt offen: Experten fürs Bierbrauen sind gefragt. Und: Es gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, beispielsweise zum Braumeister, oder verschiedene Studiengänge wie Brauwesen und Getränketechnologie.

Interessiert an einer Ausbildung in der Braubranche? Detaillierte Informationen gibt es auf der Website www.kulmbacher-brauerei-ag.de. Bewerbungen für das Ausbildungsjahr 2025 sind bis Ende November erwünscht.